Nach zwei Jahren mit Pandemieeinschränkungen verlief der Leistungslehrgang der Ziffer-Schiedsrichter endlich wieder im gewohnten Modus Operandi. Der zweitätige Lehrgang an der Hermann-Neuberger-Sportschule beinhaltete unter anderem – wie üblich – die Absolvierung der praktischen und theoretischen Leistungsprüfung sowie die Vorstellung des neu gestalteten Beobachtungsbogens.
Der erste war zugleich der schweißtreibendste Programmpunkt des Lehrgangs: Der alljährliche Fitnesstest. Bis auf wenige Ausnahmen konnten die erschienenen Teilnehmerinnen und Teilnehmer die geforderten Zeiten bei den sechs 40-Meter-Sprints als auch beim 4.000 Meter langen Intervall-Lauf, bestehend aus abwechselnden Laufphasen (75 Metern) und Gehphasen (25 Metern), erreichen. Die wenigen, die verletzungsbedingt oder aus anderen Gründen passen mussten, werden bei der Nachprüfung eine weitere Chance erhalten.
Garant für die weitgehend guten Ergebnisse war Ziffer-Coach Christian Lamberti (Gruppe Ill). Der ehemalige Zifferschiedsrichter und leidenschaftliche Triathlet leitet seit einiger Zeit die wöchentlichen Trainingseinheiten der Ziffer-Schiedsrichter. Er ließ es sich auch nicht nehmen, vor dem Prüfungsbeginn die Aufwärm- und Stretching-Session zu leiten. „Christian hat wirklich neuen Wind in unser Trainingsprogramm gebracht“, lobte Verbandsschiedsrichterobmann (VSO) Dr. Volkmar Fischer die Arbeit des ehemaligen Schiedsrichters des Jahres.
Nach dem Mittagessen im Uhu-Pavillon des nahe gelegenen Wildparks standen die weiteren Teile der Leistungsprüfung an. Der Regeltest brachte – trotz Zeitlimit für die Beantwortung der Regelfragen – jedoch keinen der Spitzen-Referees zum Straucheln. Dasselbe galt auch für den anschließenden Konformitätstest, bei dem die Schiedsrichter über Video eingespielte Szenen bewerten müssen.
Weite Teile des Samstagnachmittags gestaltete dann Verbandsschiedsrichterlehrwart (VSL) Thomas Knoll. Er stellte den vom DFB neu gestalteten Beobachtungsbogen vor, der fortan bundesweit in dieser Form zum Einsatz kommen wird. Hierbei hat sich das Bewertungssystem grundlegend geändert, indem die Leistung Schiedsrichter-Teams nunmehr in einer deutlich größeren Zahl an Einzelkategorien zu bewerten ist. Die Schiedsrichter erhalten je nach Leistung Plus- oder Minuspunkte, die mit einem Bewertungsfaktor entsprechend der Wertigkeit der jeweiligen Kategorie multipliziert werden. Auf diese Weise können deutlich präziser die positiven und negativen Aspekte einer Spielleitung dargestellt und gewichtet werden. Der Schwierigkeitsgrad des Spiels spielt dahingegen anders als vorher eine eher untergeordnete Rolle, insbesondere begrenzt er nicht mehr die erreichbare Punktzahl.
Wie sich der neue Beobachtungsbogen in der Praxis bewährt, wird sich in der neuen Spielzeit zeigen müssen. Wie die angeregte Debatte unter den Lehrgangsteilnehmern infolge einer gemeinsamen Bewertung von Spielszenen gezeigt hat, wird aber sicherlich einige Eingewöhnungszeit notwendig sein. Dies gilt sowohl für die Schiedsrichter als auch für die Beobachter.
Den letzten offiziellen Tagesordnungspunkt bildeten die anstehenden Ehrungen und Verabschiedungen. Nach vielen Jahren Tätigkeit wurde Jürgen Burgard (Gruppe Völklingen-Köllertal), Ehrenmitglied im Verbandsschiedsrichterausschuss und ehemaliger Kreisschiedsrichterobmann des Südsaarkreises, von VSO Fischer aus der Riege der Beobachter verabschiedet. Die ebenfalls altersbedingt ausscheidenden Klaus Kautenburger und Alfons Fries (beide Gruppe Merzig) wurden bereits zuvor im Rahmen des Schiedsrichter-Ehrungstags in Aschbach verabschiedet.
Aus den Reihen der Aktiven mussten Manuel Reichardt (Gruppe Höcherberg) und Thorben Rech (Gruppe Saarlouis) leider in Abwesenheit verabschiedet werden. Beide waren bis zur Oberliga aktiv und beendeten mit dem Ablauf der Saison ihre erfolgreiche Karriere nach 16 bzw. neun Jahren in der Schiedsrichterelite. Sie bleiben dem Schiedsrichterwesen aber glücklicherweise in anderer Funktion – Reichardt als Obmann, Rech als Kreisschiedsrichterlehrwart – weiter erhalten. Zu den Ausscheidenden gehört ferner Kevin Kattler (Gruppe Völklingen-Köllertal).
Des Weiteren wurden auch wieder zwei Schiedsrichterkameraden wegen überobligatorischer Leistungen als „Vorbilder des Jahres“ ausgezeichnet. Hierfür vors Plenum gebeten wurde zunächst Maximilian Fischer (Gruppe St. Wendel), der trotz seines Wohnorts in Göttingen (Niedersachsen) durchgehend im Saarland im Einsatz ist und sich dabei auch nicht für Spiele auf Gruppenebene zu schade ist. „Bei der Fahrstrecke legt Maximilian jedes Wochenende drauf“, scherzte VSL Knoll. Der zweite Applaus ging an Julian Geid. „Julian ist wirklich immer da, wenn man ihn braucht und im Übrigen war er in dieser Saison in der Saarlandliga auch punktemäßig der beste Schiedsrichter“, erläuterte Knoll die Entscheidung für den Unparteiischen aus der Gruppe Neunkirchen. Ein Präsent erhielt ferner Jan Feld, der als Gast vom benachbarten Luxemburgischen Fußballverband (FLF) am Lehrgang teilnahm. Anschließend ließ man den Abend in gelöster Stimmung beim gemeinsamen Grillen ausklingen
Nach dem sonntäglichen Frühstück fanden sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu einer – glücklicherweise verletzungsfreien – Fußballeinheit auf dem Kunstrasenplatz ein. Die letzten Punkte auf der Agenda waren die Vorstellung der sehr überschaubaren Regeländerungen, die Bekanntgabe der Qualifizierungsergebnisse aus dem DFB-Bereich, dem Regional- und dem Landesverband sowie die Nachricht über die Spesenerhöhung im Regionalverband und im SFV.
Am Ende zog Volkmar Fischer ein zufriedenes Fazit. „Ich darf mich bei euch allen bedanken für den harmonischen Lehrgang und die vielen helfenden Hände bei der Organisation“. Im Hinblick auf die anstehenden Aufgaben schloss er mit einer Bitte und Mahnung an seine Schützlinge: „Bereitet euch aufgrund der kurzen Vorbereitungszeit akribisch auf die anstehenden Spiele vor, um gleich von Beginn an voll da zu sein“.